Ich bin dement, na und?
Eigentlich sollte es nur eine kleine Ausstellung im Rheder Rathausfoyer werden. Doch das große ehrenamtliche Engagement von Projektleiter Mario Wallner hat inzwischen eine andere Dimension erreicht.
Beruflich ist Mario Wallner Demenzbegleiter, daher hat er auch einen besonderen Bezug zu Menschen mit Demenz. Ihm liegt es am Herzen die Welt der Erkrankten ein wenig bunter zu gestalten. So besuchte er Senioren in Altenheimen und Privathaushalten und regte sie zum Malen an, schenkte ihnen seine Zeit
und Zuwendung.
Da sich die Werke der kreativen Senioren sehen lassen können, lag es nah hierfür eine Ausstellung zu organisieren. Schon früh nahm Mario Wallner Kontakt zum AKKU auf, um eine solche gemeinsam zu planen. Das Rheder Rathausfoyer wurde hierfür inzwischen vom 13. Dezember 2013 bis zum 24. Januar 2014 reserviert. Da die Senioren bereits seit April dieses Jahres malen, ist die Anzahl der Bilder so groß, dass nicht alle Exponate ausgestellt werden können.
Mario Wallner machte in der Zwischenzeit viele emotionale Erfahrungen. Er hat viel Leid gesehen und konnte trotzdem viel Freude bereiten. Durfte sich über großzügige Materialspenden freuen, ohne die das Projekt nicht möglich wäre, und auch über viel Zuspruch. Ihm sind vor allem, und das zeichnet ihn aus, die kleinen besonderen Momente mit den erkrankten Menschen wichtig.
Besondere und beeindruckende Momente erlebte er auch, als er bei einer Buchpräsentation die Schriftstellerin und Demenzaktivistin Helga Rohra kennenlernen durfte.
Helga Rohra ist bereits mit 54 Jahren an der Lewy-Body Demenz erkrankt und zeigt, dass sie trotz der Erkrankung viel bewegen kann. Anfang 2010 sprach sie erstmals öffentlich über ihre Demenz, damals noch unter dem Pseudonym Helen Merlin. Unaufhaltsam ist sie in Deutschland unterwegs, besuchtKongresse und Talkshows und steckt ihre ganze Kraft in die Endtabuisierung der Demenzkrankheit. Ihr Motto: Ich bin dement, na und?
Sie sagt: „Die Diagnose war für mich der Anfang eines neuen Lebens. Ich trete aus dem Schatten und spreche für uns Frühbetroffene.“ Früher hat sie Sprachen gedolmetscht, heute dolmetscht sie die Gedanken und Gefühlswelten von Demenzerkrankten für die Gesunden, die Menschen ohne Demenz.
Sie sagt weiter „Wir haben Ressourcen und Ansprüche – trotzdem.“ Als Mario Wallner ihr von seinem Projekt in Rhede erzählte, war sie direkt Feuer und Flamme und sagte Ihre Mitwirkung zu.
Mario Wallner und der AKKU Rhede holten noch weitere Organisationen mit ins Boot. Ohne zu zögern sagten das Azurit Rhede, der Seniorenbeirat, der Bocholter Report und Bocholter Kanal ihre tatkräftige Unterstützung zum Projekt zu.
Nun steht fest, dass Helga Rohra die Ausstellung gemeinsam mit dem Projektleiter Mario Wallner und Bürgermeister Lothar Mittag am Freitag, dem 13. Dezember 2013 um 17.00 Uhr im Untergeschoss des Rheder Rathausfoyers eröffnen wird.
Ab 18.30 Uhr wird Helga Rohra im Rheder Kultursaal – also eine Etage höher – aus ihrem Buch „Aus dem Schatten treten“ lesen und sich den Fragen aus dem Publikum stellen. Michaela Schneider moderiert die Lesung und Fragerunde.
Es wird kein Eintritt erhoben, um eine Spende wird jedoch gebeten. Die Einnahmen dieser Benefizveranstaltung kommen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft zugute.