Paulus-Oratorium zum Kirchenchor-Jubiläum
Jubiläumskonzert 125 Jahre Kirchenchor St. Gudula am 03.07.2011
Ausführende: Jessica Jans (Sopran), Bineta Diouf (Alt), Joachim Streckfuß (Tenor), Gregor Loebel (Bass), Kourion-Orchester Münster und Kirchenchor St. Gudula; Leitung Stefan Müller
Zum Paulus:
Mit 25 Jahren begann Felix Mendelssohn-Bartholdy mit den Arbeiten am „Paulus“, seinem ersten Oratorium. Pfingsten 1836, also vor 175 Jahren, wurde es unter seiner Leitung in Düsseldorf uraufgeführt und erfreute sich eines außergewöhnlichen Erfolges. 50 Jahre später im Jahr 1886 wurde in Rhede in der Kirchengemeinde St. Gudula der erste Kirchenchor gegründet. Er feiert also im Jahr 2011 sein 125jähriges Bestehen und führt aus diesem Anlass dieses großartige Oratorium gemeinsam mit Solisten und dem Kourion Orchester Münster auf.
Der Paulus besteht aus zwei Teilen: im ersten werden zunächst die Steinigung des Stephanus und anschließend die Bekehrung des Saulus zum Paulus beschrieben. Der zweite Teil erzählt von der Missionsarbeit des Paulus und seinem Abschied aus Ephesus, sein Märtyrertod wird nur angedeutet.
Mendelssohn hatte als 20jähriger die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach, die ca. 100 Jahre in Vergessenheit geraten war, wiederaufgeführt. Der Geist Johann Sebastian Bachs ist deutlich in den Rezitativen und Chorälen des Paulus zu spüren. In England wurde Mendelssohn als Nachfolger Händels gefeiert. Und trotz der Nähe zu Bach und Händel gelingt es Mendelssohn mit seiner eigenen musikalischen Sprache ganz Neues zu schaffen.
Dem Chor kommt im Paulus eine ganz besondere Rolle zu: Er ist Kommentator der Handlung und übernimmt die Rolle des Volkes, ähnlich wie die Tubachöre in Bachs Passionen. Er hat auch den musikalischen Mammutanteil am gesamten Oratorium: eine Herausforderung für jeden Chor.
Mendelssohns Großvater, Moses Mendelssohn, war ein berühmter und anerkannter Philosoph. Der Vater, ein gebildeter Bankier, hatte sich entschlossen, seine Kinder taufen zu lassen, auch die Eltern nahmen die Taufe an. So wuchs Felix in großbürgerlich- weltoffenem Milieu und in protestantischer Überzeugung auf, doch verleugnete er seine jüdischen Wurzeln nicht. Es versteht sich, dass ihn vor diesem Hintergrund die Gestalt und das Leben des Apostels Paulus faszinierten. Wie er, stand Mendelssohn vor einer ähnlichen Frage: Bin ich Jude oder bin ich Christ? Die Gestalt des Paulus war für ihn also sicher Gegenstand intensiver persönlicher Auseinandersetzungen. Den Text stellte er, vor allem unter Mitwirkung des Theologen Julius Schubring, nach Worten der heiligen Schrift selbst zusammen. Mit Sicherheit hatte er ein sehr differenziertes Bild von jüdisch- christlicher Tradition und protestantischer Theologie.
Richard Wagner war es, der 1850 polemisierte, dass jüdische Musik des Mendelssohn nicht in deutsche Konzertsäle gehöre. 1933 schließlich wurde seine Musik in Deutschland sogar gänzlich verboten, seine Statur 1937 vor dem Gewandhaus in Leipzig zerstört. So wurde der Erfolg des Paulus unterbrochen und konnte erst Mitte des letzten Jahrhunderts wieder zu seiner wahren und berechtigten Bedeutung in den Reihen der großen Oratorien zurückfinden.
(Stefan Müller)
Das Konzert beginnt um 19 Uhr. Eintrittskarten gibt es ab sofort.
Vorverkauf: € 18,00 (Schüler u. Studenten € 10,00; Familienkarte: € 40,00);
Abendkasse: € 20,00 (Schüler u. Studenten € 12,00; Familienkarte: € 45,00)
Kartenvorverkauf im Pfarrbüro St. Gudula, bei allen Chormitgliedern und im Bürgerbüro der Stadt Rhede (St.-Gudula-Kirche) 19 Uhr.